- Gericht Gottes
- Gericht Gottes,Religionsgeschichte: der Vollzug der göttlichen Gerechtigkeit in Lohn und Strafe gegenüber dem einzelnen Menschen oder der Menschheit (als allgemeines Welt- oder Endgericht, »Jüngstes Gericht«). Dem Gericht Gottes liegt der Glaube zugrunde, dass zwischen sittlicher Tat und Schicksal ein gerechter Ausgleich erfolgt, der sich im Sinn einer Vergeltung nach dem Tod im Jenseits oder in einem späteren Leben im Diesseits auswirkt. Ein Totengericht wird in der ägyptischen Religion erwartet. Die Seele des Verstorbenen und die Wahrheit (Maat, im Symbol einer Feder) werden hier von Thot vor dem Totenrichter Osiris abgewogen. Ähnliches findet sich in der babylonisch-assyrischen Religion, in der altindischen Religion und im Buddhismus (König Yama als Totenrichter), in der griechischen Religion (die Totenrichter Minos, Rhadamanthys und Aiakos). U. a. im Parsismus begegnet die Vorstellung einer engen Brücke zwischen Diesseits und Jenseits, über die der Verstorbene ins Paradies gelangt oder von der er in den Abgrund gestoßen wird. Stets führt eine Entscheidung die Trennung der Guten und der Bösen herbei; die Guten gelangen in das Paradies, das als ein Ort der Seligkeit, des Lichtes, mühelosen Lebens (selige Gefilde, Elysium, Himmel) geschildert wird, die Bösen fallen an einen Ort der Finsternis und vielfältiger Strafen (in der Unterwelt, im Erdinnern gelegen; Hölle, Tartaros). Mit dem sittlichen Gedanken von Belohnung und Strafe sind ebenfalls die Seelenwanderungslehren in Indien (Karma), im antiken Griechenland und bei den Manichäern verbunden. Die Art der Wiedergeburt (im Hinduismus: als Gott, als ein Mensch, als Tier) wird hierbei durch die guten und bösen Taten eines Menschen in einer früheren Existenz bestimmt.Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:Auferstehung der Toten · Dharma · Eschatologie · Jüngstes Gericht · Karma · Schicksal · Seelenwanderung · TheodizeeJ. Spiegel: Die Idee vom Totengericht in der ägypt. Religion (1935);Le jugement des morts: Égypte ancienne, Assour Babylone, Israël, Iran, Islam, Inde, Chine, Japon, in: Sources orientales, Bd. 4 (Paris 1961).
Universal-Lexikon. 2012.